Ehrengräber an die Stadt übergeben

Mit viel Einsatz und Fleiß wurde in den letzten Wochen auf dem Friedhof kräftig angepackt und das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen:

Das Ehrengräberfeld auf dem Friedhof wurde von den Schützen umgestaltet, von einem zugewucherten Feld mit schiefen, zum Teil umgfallenen Kreuzen hin zu einem ansehnlichen Grabfeld mit Rollrasen.

Am vergangenen Sonntag konnten die Ehrengräber dann offiziell an die Stadt übergeben werden, die in Zukunft auch weiterhin die jetzt wesentlich leichtere Pflege übernimmt. Vor den versammelten Schützen sprach Ludger Grothus seinen Dank an alle Helfer aus und übergab das Grabfeld an die ebenfalls anwesende Bürgermeistern Nicole Moenikes.

Unser Vorsitzender Ludger Grothus dazu im Einzelnen:

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, liebe Nicole, lieber Hubert Benthaus, liebe, Gäste, Vertreter der Presse und liebe Schützenbrüder,

wir Schützen können feiern - beim Schützenfest und Oktoberfest;

wir Schützen können schießen - auf einen Schützenvogel und auf Scheiben;

wir können uns aber auch engagieren und anderen helfen.

Die Jugend in Waltrop unterstützen wir dieses Jahr zum 4. Mal aus den Einnahmen des Oktoberfestes – immer werden verschiedene kleine Maßnahmen gefördert.

Dieses Mal haben wir für die Bürger aus Waltrop und für die Stadt die Ehrengräber neugestaltet.

Wie kam es dazu? Einigen Schützenbrüdern ist aufgefallen, dass die Ehrengräber doch mittlerweile stark vom Cotoneaster überwuchert waren und das Gesamtbild dieses Grabfeldes sehr traurig aussah.

Die Idee war geboren, hier müssen wir Schützen was tun!

Gesagt getan, wir haben umgehend mit der Friedhofsverwaltung und unserer Bürgermeisterin Kontakt aufgenommen und unsere Idee vorgestellt. Die Unterstützung der Bürgermeisterin und der Friedhofsverwaltung wurde uns sofort zugesagt. Hier möchte ich mich auch noch ganz besonders bei Hubert Benthaus bedanken, der uns hier sehr gut unterstützt hat.

Den Schützen war es eine Herzensangelegenheit und alle waren sich einig, hier packen wir mit an.

Starten wollten wir schon im späten Frühjahr, wurden aber gebremst durch die Baumschutzverordnung, die es nicht zuließ im Mai die Pflanzen zu entfernen – somit mussten wir die Aktion auf den Herbst verschieben.

Motiviert und engagiert sind wir Anfang September gestartet und wollten zum Tag des Friedhofs am 17. September fertig sein – nur hatten wir nicht damit gerechnet, dass „Petrus“ den Himmel unentwegt öffnete und wir vor lauter Regen keine Chance hatten, die Gräber bis zum gewählten Termin fertigzustellen.

Gestartet sind wir mit dem Aufnehmen der Wege, dem Entfernen der Randsteine und der Pflanzen, auch das gesamte Wurzelwerk wurde entfernt. Die Kreuze neu ausgerichtet, die Wege neu bearbeitet, Mutterboden eingebracht und planiert. Am Tag des Oktoberfestes haben noch einige Schützen den Boden gelockert. Als Abschluss wurde der Rollrasen aufgebracht und der Bereich um das große Kreuz gesäubert.

Hier wurden mehrere Maschinen, Bagger und Werkzeug eingesetzt, neben der Zeit und dem Schweiß der vielen Schützen aus allen Kompanien und die jungen Schützen aus der Avantgardegruppe die hier mitangepackt haben – an manchen Tagen lief uns das Wasser aus den Schuhen und wir waren komplett durchnässt – bei den nächsten Terminen waren aber alle wieder da und haben mitangepackt und durchgehalten bis wir fertig waren.

Ich bin total stolz und bewegt, in diesem Verein zu sein, hier macht es Spaß Aufgaben zu übernehmen bei so einer Unterstützung durch die Schützen – wir sind ein Verein und können eine Menge gemeinsam bewegen – der Zusammenhalt im BSV ist großartig!

Auf den Schützenverein – FALSCH – auf die Schützen kann man sich verlassen!

Der gesamte Vorstand bedankt sich bei jedem einzelnen Schützen für seinen Einsatz – so eine grandiose Unterstützung ist nicht selbstverständlich!

Besonders bedanken möchte ich mich auch bei den Unternehmen die hier auch sofort dabei waren und hier unterstützt haben:

  • Forstbaubetrieb Rademacher
  • Landschafts-und Gartenbaubetrieb Björn Ruthen und Robert Kramer
  • Landwirtschaftsbetrieb Hubert Köster
  • Baumaschinen Schürk
  • Rollrasenbetrieb Clemens Stimberg

Die Ehrengräber sind es wieder wert so genannt zu werden – jeder Waltroper der auf den Friedhof geht, läuft hier zwangsläufig vorbei – die Ehrengräber sollten Mahnung und Warnung zu gleich sein, dass Krieg nie wieder eine Chance hat, wenn die Menschen begreifen, dass es zu nichts führt.

Wir können hier im kleinen Stellung beziehen um dem Wahnsinn in der Welt Einhalt zu gebieten – hier eine kleine Geste. Die Schützen haben hier mit der Instandsetzung und Pflege auch ein Zeichen gegen das Vergessen gesetzt und ein Zeichen des Respektes.

Auf diesem Feld liegen 105 Soldaten und Bürger aus Waltrop aus dem 1. und 2. Weltkrieg. Die zivilen Opfer sind erst nach dem Krieg hierhin umgebettet worden auf dieses Ehrengräberfeld, was von vielen auch als Kriegsgräber bezeichnet wird. Das erste zivile Opfer des 2. Weltkriegs in Waltrop war ein 12 jähriges Mädchen, das zweite Opfer eine 36 jährige Mutter von 3 kleinen Kindern – meine Oma.

Ich hoffe auch, dass wir hier ein Zeichen gesetzt haben und viele Bürger aufrufen mitanzupacken und Dinge zum Positiven zu verändern, ob privat oder sich einem Verein, wie z.B. dem Schützenverein anzuschließen und Aufgaben letztlich für die Gemeinschaft zu übernehmen – Engagement lohnt sich, macht Spaß und kleine Dinge machen unsere Stadt Waltrop schöner, lebenswerter und bringen uns alle nach vorn. Selbstverständlich sprechen wir hier auch die vielen Neubürger in Waltrop an – alle sind herzlich willkommen und aufgerufen mitzumachen.

Liebe Nicole, natürlich sind die Schützen am Volkstrauertag, dieses Jahr am 19. November, wieder dabei und wir werden gegen das Vergessen die Ehrengräber mit Lichtern versehen.

Der Wunsch der Schützen ist es, dass nun die Stadt die Pflege, die wesentlich einfacher geworden ist, in Zukunft übernimmt.

Wir Schützen übergeben nun dieses Ehrengräberfeld zurück an die Stadt und die Friedhofsverwaltung.

Im Anschluss darf ich alle hier einladen zu einem kleinen Umtrunk und einem Snack ins Art-Café bei Sascha Müller.

Allen Beteiligten herzlichen Dank und ein leises HORRIDO!

Ludger Grothus

1. Vorsitzender Bürgerschützenverein Waltrop 1550 e.V.

Bürgermeisterin Nicole Moenikes bedankte sich im Namen der Stadt Waltrop ebenfalls in herzlichster Form beim BSV Waltrop, insbesondere allen Helfern. In ihrer Ansprache erwähnte Frau Moenikes auch noch einmal die geschichtliche Bedeutung des Grabfeldes:

Friedhöfe sind die „Kehrseite“ gelebten Lebens – im Guten wie im Schlechten. Auch der Waltroper Friedhof spiegelt ein Stück weit die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte. Die Kriegsjahre des letzten Jahrhunderts gehören untrennbar dazu und damit auch die Erinnerung an Kriegszerstörungen und Todesopfer – noch  bis in die letzten Stunden des Kriegsgeschehens.  Nun ein kleiner geschichtlicher Ausflug zur Entstehung dieses Feldes.

Gegen Ende des 2. Weltkrieges, im März 1945 wurde das Ruhrgebiet von den Truppen der Alliierten eingekesselt. Seit dem 1. April war Waltrop praktisch Frontstadt und wurde am   4. April  eingenommen. 

Mindestens vierzig Angehörige der Deutschen Wehrmacht kamen dabei ums Leben, darunter auch ein als Sanitätssoldat eingesetzter Priester.  Die Leichen von fünf Männern fand man in einem Raum der Ringofenziegelei an der Ziegeleistraße, die auf dem Waltroper Friedhof beigesetzt wurden.

Die anderen gefallenen Soldaten waren auf verschiedenen Friedhöfen verteilt.

Zunächst gab es bei Kriegsende keine zentrale Instanz mehr für die Erfassung der getöteten Soldaten und die Lage ihrer Gräber, wofür zuvor die Wehrmacht zuständig gewesen war. Insbesondere in der britischen Besatzungszone, zu der Waltrop gehörte, versuchte bald der 1919 gegründete „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ die Kriegsgräber zentral zu erfassen. Und es wurde damit begonnen, die Toten auf besondere sogenannte Kriegsgräberstätten umzubetten, um ihre Gräber dauerhaft zu erhalten.

 Ein neuer rechtlicher Rahmen dafür wurde 1952 mit der Einführung des „Kriegsgräbergesetzes“ geschaffen: „Gesetz über die Sorge für die Kriegsgräber“. 

Die auf dem Kriegsgräberfeld des Waltroper Friedhofs bestatteten Personen wurden über einen längeren Zeitraum aus anderen Grabstätten in Waltrop und andernorts hierher umgebettet. Im September 1955 wurde eine Liste der hier bestatteten Soldaten und Zivilisten erstellt. Ob dies auch der Zeitpunkt der Fertigstellung der Grabanlage ist, kann angesichts der wenigen zur Verfügung stehenden Unterlagen nur vermutet werden. Das „Kriegsgräbergesetz“ bzw. „Gräbergesetz“ nennt für die hier  zu bestattenden Personen als spätestes Todesdatum jeweils den 31. März 1952.

Kriegsgräberstätten dienen dazu, „der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in besonderer Weise zu gedenken und für zukünftige Generationen die Erinnerung daran wach zu halten, welche schrecklichen Folgen Krieg und Gewaltherrschaft haben“, so das Gesetz in § 1.1.  Die Gräber bleiben daher auch „dauernd bestehen“ (§ 2.1).

Aus diesem Grunde bedanke ich mich bei dem BSV Waltrop ganz herzlich für die Unterstützung des Erhaltes dieser Erinnerungsstätte. Ist sie doch für viele ein Ort der Trauer und des Gedenkens. Mit viel Energie und in der Gemeinschaft habt ihr und Sie es geschafft dieser Stätte wieder ein ordentliches und würdiges Gesicht zu geben. Ich bin begeistert über dieses Resultat. Herzlichen Dank dafür.

Vielen Dank an Bürgermeisterin Nicole Moenikes, die uns ihre Rede samt Fakten für den Bericht zur Verfügung gestellt hat.

 

Bis zum übergabefertigen Grabfeld war es zuvor allerdings ein langer Weg. Erst verhinderte die Baumschutzverordnung den geplanten Beginn der Arbeiten erheblich, dann machte immer wieder das Wetter einen Strich durch die Rechnung. In Matsch und strömendem Regen waren die Schützen im Einatz, teils mussten die Arbeiten sogar ganz eingestellt und aufgeschoben werden.

Am Ende gelang es aber dennoch, pünktlich zu Allerheiligen das Projekt fertigzustellen und so allen Besucherinnen und Besuchern des Friedhofes an diesem Tag eine ansehnliche Gedenkstätte zu präsentieren.

Die Bildergalerie zeigt eindrucksvoll den Verlauf der Arbeiten:

Fotos: Andre Knabke, Ludger Grothus

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